AOC Languedoc vs. Coteaux de Languedoc: Mehr Vielfalt und mehr Qualität?
Auf den ersten Blick gibt es - fast - keinen Unterschied.
Die Bezeichnung "Coteaux de Languedoc" wurde 2007 von "AOC
Languedoc" abgelöst, in die zusätzlich zu den traditionellen
Languedoc-Weinen noch die Weine aus Roussillon eingegliedert wurden. Coteaux de
Languedoc wurde eher als regionale Herkunftsbezeichnung betrachtet, während AOC Languedoc mehr oder weniger das ganze französische
Mittelmeergebiet einschließt - was das Gebiet der AOC Languedoc zu der größten
Weinregion Frankreichs machte. Ein Drittel aller französischen Weine werden
inzwischen im "Großraum" Languedoc produziert.
Die Vielfalt der Weine, die als AOC Languedoc bezeichnet
werden, ist also höher als die der ursprünglichen Coteaux de Languedoc. Die
bekannten Weine aus Collioure, die auf Abhängen über dem Meer wachsen, die Côtes
du Roussillon et Côtes de Roussillon Village fehlen in der Herkunftsbezeichnung
Coteau de Languedoc.
Diese Umbenennung hat auch für einige Weine außerhalb des
Roussillon Konsequenzen nach sich gezogen. So wurde, was eigentlich sehr selten
der Fall ist, ein recht klassischer AOC - der Costières de Nîmes AOC - aus den
AOC Languedoc ausgegliedert und zu den AOC Côte-de-Rhone gezählt. Das
offizielle Argument, warum die Winzer der Costières de Nîmes AOC aus dem Gebiet
Languedoc-Roussillon austreten wollten, hatte mit ihrer Art der Weinfabrikation
zu tun. Sie meinten, dass sich ihre traditionelle Verarbeitung der Syrah- und
Grenache-Trauben nicht mit den neuen Regeln des AOC Languedoc vertragen würde.
Weinkenner behaupten jedoch, sie hätten es ganz einfach vorgezogen, zu der
international bekannten Bezeichnung des AOC Côte-de-Rhone zu gehören, als zu
einem Label, das zu dieser Zeit seinen Weg zum Ruhm noch mehr oder weniger vor
sich hatte.
Bisher ist diese Änderung der Zugehörigkeit von Costières
de Nîmes AOC allerdings noch nicht so bekannt, dass sie in alle
Veröffentlichungen aufgenommen wäre. So finden wir ihn oft noch in den Listen
der Weine von AOC Languedoc.
Aber auch andere Weine passen nicht mehr so recht in
diesen Überbegriff AOC Languedoc, der durch seine geografische Ausdehnung zu
viele unterschiedliche Weine vereint. Deshalb wurden etliche Unterbezeichnungen
gegründet, von denen jedoch einige in absehbarer Zeit eigene AOC-Label kriegen
könnten, das heißt ganz aus der Bezeichnung AOC Languedoc ausscheiden würden.
Dazu gehören zum Beispiel Montpeyroux, Picpoul de Pinet
oder Pic Saint-Loup.
Die Frage, ob der Übergang von Coteaux de Languedoc zu
AOC Languedoc die Vielfalt des südfranzösischen Weingartens eher gefördert oder
gemindert hätte, ist schwer zu beantworten. Zuerst einmal, weil es sich an sich
um einen rein administrativen Akt handelt. Die Aufnahme der Roussillon-Weine
hat die Vielfalt sicher erhöht, die Regeln der Zugehörigkeit zu der Herkunftsbezeichnung
jedoch noch mehr "verallgemeinert" als sie es vorher schon waren -
was dazu geführt hat, dass einige geografisch kleinere Weine die Bedingungen
des Labels nicht mehr unbedingt erfüllen und, wenn sie stark genug vertreten
sind, eigene AOC-Gruppen bilden oder aber aus der Herkunftsbezeichnung
aussteigen müssen.
Diese Erschwerung, einen lokalen Wein den neuen Regeln
des AOC Languedoc zu unterwerfen, trug sicher auch zu der neuen Bewegung
innerhalb der Gruppe der Jungwinzerbei, ganz auf ein Label zu verzichten und stattdessen völlig neue Wege zu
gehen, sich zum Beispiel den Bioweinen oder der Produktion von sortenreinen
Weinen zuzuwenden, mit Rebsorten, die im Languedoc traditionell nie sortenrein
verarbeitet worden sind. Setzt man diese Entwicklung in Zusammenhang mit der
Änderung der Herkunftsbezeichnung - eine Theorie, der viele Weinkenner folgen -
so verdanken wir ihr ohne Zweifel die Entstehung einer neuen Generation von
Languedoc-Wein mit hoher Qualität.
Copyright: Sandra Winters
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