Die neue Winzergeneration: Syrah als sortenreiner Wein im Languedoc
Sicher ist schon mal, dass Syrah nicht aus dem Languedoc stammt. Obwohl keiner etwas Genaues über die Herkunft
der Rebe zu wissen scheint, neigen die Wissenschaftler immer mehr dazu, ihre
Herkunft im Rhone-Tal zu situieren. Nach verschiedenen Gen-Untersuchungen geht
man davon aus, dass sie eine natürliche Kreuzung aus der Dureza-Rebe und der
Mondeuse blanche ist. Während Mondeuse blanche, eine weiße Rebe, aus den
Savoyen stammt, kommt Dureza aus der Region Ardèche, das heißt, dass der
Ursprung beider Vorfahren der Syrah im Rhone-Tal zu suchen ist.
Beide Rebsorten sind heute eher rar, und Dureza ist quasi
nur noch an Orten zu finden, wo man sich auf die Erhaltung alter Rebsorten
spezialisiert hat. Einer dieser Weingärten, dem man das Ûberleben so mancher
Rebsorte verdankt, liegt in der Hauptstadt des Languedoc, Montpellier, wo man
sich auch um die Pflanzung und Erhaltung der Dureza-Trauben kümmert.
Man kann also nicht sagen, dass Syrah ins Languedoc
"zurückgekehrt" sei, doch sie hat dort eine neue Heimat gefunden. Und
im Gegensatz zu anderen Orten in Frankreich, wo sie ebenfalls gut gedeiht, wird
sie im Languedoc seit einigen Jahren in ihrem vollen Wert geschätzt: das
Languedoc ist eines der wenigen Gebiete der Welt, wo Syrah sortenrein
verarbeitet wird.
Abgesehen von dem berühmten Rotwein Cornas, der ausschließlich aus Syrah besteht, wurde die Rebsorte in Frankreich bisher
in der Regel nur in Assemblages verwendet. Sie bildet einen wichtigen
Bestandteil von großen Weinen wie Hermitage oder Châteauneuf-du-Pape oder
allgemein von den Weinen der Corbières oder den Côtes-de-Roussillon.
Der Grund der Beliebtheit von Syrah liegt auf der Hand. Der
Wein verfügt über ein gut strukturiertes Tannin und garantiert die lange
Lagerfähigkeit der Cuvée. Außerdem gibt die Syrah-Traube dem Wein ein
angenehmes Bukett, das an blühende Sommergärten, an Brombeeren und Heidelbeeren
erinnert. Sein Geschmack ist aromatisch und gleichzeitig fein und würzig. Im
Alter kommt ein Duft nach Trüffeln und Leder dazu.
Seit einiger Zeit hat der Syrah aus dem Languedoc jedoch
eine andere Bestimmung: er wird sortenrein gekeltert. Etliche Vertreter der
neuen Winzergeneration aus dem Languedoc haben beschlossen, den feinen aber
starken Geschmack und seine Fähigkeit, gut zu altern, noch mehr
herauszuarbeiten und mit keinerlei Eigenheiten anderer Reben zu vermischen.
Die Idee einer sortenreinen Verwendung des Syrah im Languedoc ist praktisch gut durchführbar. Ihre Rebstöcke blühen relativ spät,
sind also nicht dem Frühjahrsfrost ausgesetzt, der im Languedoc zwar höchst
selten ist, aber doch hin und wieder auftreten kann. Das Klima im Süden Frankreichs
bildet jedoch keinerlei Problem für die späte Reife: im Languedoc bleibt es
warm bis spät in den Herbst hinein, die Weinlese kann also unter besten
Bedingungen stattfinden.
Syrah gehört allerdings zu den Rebsorten, deren
Produktion nicht ins unermessliche zu steigern ist. In der Regel kann man nicht
mit mehr als 40 Hektolitern auf ein Hektar rechnen. Doch dies ist kein
Hindernis für die neue Winzergeneration aus dem Languedoc, die nicht an
Quantität, sondern ausschließlich an Qualität interessiert ist.
Ein Grund, der in früheren Zeiten die Produktion von
Syrah einschränkte war die Anfälligkeit der Rebe auf die Chlorose, eine
Weinkrankheit, die von Magnesium-Mangel zeugt und die Blätter gelb färbt. Doch
inzwischen hat man entdeckt, dass die Chlorose bei der Syrah nur auftritt, wenn
bestimmte Wurzelstöcke verwendet werden. Dank dieser Entdeckung steht der
Anpflanzung von Syrah im Languedoc nichts mehr im Wege.
Copyright: Sandra Winters
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