Die Geschichte von Mourvèdre oder Monastrell, einer typischen Rebsorte für Wein aus der Provence
Es scheint sicher zu sein, dass sie aus Spanien kommt -
aber darüber hinaus weiß man nicht viel von der Herkunft der Rebsorte, die man
in Deutschland meist mit ihrem französischen Namen, Mourvèdre bezeichnet.
Manchmal nennt man sie aber auch bei ihrem spanischen Namen, Monastrell.
Doch ob Mourvèdre oder Monastrell, mehrere Gebiete von
Spanien erheben Anspruch darauf, ihr Heimatland zu sein. In Valencia geht man
davon aus, dass die Rebsorte aus der Stadt Morvedre kommt, was dort aber
niemanden abhält, sie Sagonte - Sagunt in valenzianisch - zu nennen, nach
einer Stadt im Distrikt Camp de Morvedre. Denn die Bewohner sagen, die
Mourvèdre-Rebe wäre nicht in Morvedre zu Hause, sondern genauer im
valenzianischen Sagunt...
Sagunt ist übrigens eine interessante Stadt - zumindest
in der Theorie. Sie spielte eine wichtige, manchmal romantische Rolle in der
spanischen Geschichte. Doch ihre heutige Rolle ist weniger romantisch, aber
immer noch wichtig: sie ist das Industriezentrum ihres Gebietes.
Die Katalanen, dagegen, wie so oft nicht einig mit
Valencia, kümmern sich nicht darum, ob Mourvèdre oder Monastrell aus Morvedre
oder Sagunt abstammt. Für sie kommt diese Rebart aus Mataró, einer kleinen
Stadt bei Barcelona. Natürlich heißt sie deshalb bei den Katalanen auch Mataró.
Guy Lavignac, Autor eines Buches über die
zweitausendjährige Geschichte der Rebsorten aus dem Südwesten Frankreichs, lässt
sich nicht auf Spekulationen über die Herkunft von Mourvèdre ein. Er fügt nur
hinzu, dass es wohl einer der Pilger auf seinem Rückweg von Santiago de
Compostela war, der die Monastrell zum ersten Mal mit nach Frankreich brachte.
Sicher ist jedenfalls, dass die Rebsorte seit dem 15. Jahrhundert in Frankreich
verbreitet ist. Und schließlich wurde sie zur meistverbreiteten Rebsorte der
Provence...
... bis die Phylloxera ihren Einzug hielt und so ziemlich
alle Weinstöcke zerstörte, die ihr begegneten. Wie auch in anderen
Weingegenden, wie zum Beispiel im Languedoc, war man in der Provence gezwungen,
andere Rebsorten einzuführen, die widerstandsfähiger waren. Viele meinten
damals, der Wein der Provence wäre nicht mehr, was er vor der Phylloxera war.
So war es eigentlich natürlich, dass man in den 1960er
Jahren, als die große Bewegung der "Qualität über Quantität" durch
die Weingebiete Frankreichs ging, in der Provence gleich wieder an die
Mourvèdre dachte. Mit dem Erfolg, dass sie heute erneut die meistverbreitete
Rebsorte der Provence geworden ist.
Doch so beliebt wie Mourvèdre in Frankreich und auch
immer noch in Spanien ist, so wurde man ihr in anderen Ländern doch
überdrüssig. Einen Moment lang setzten die Winzer zweier so weit voneinander
entfernten Länder wie Kalifornien und Australien mit großem Erfolg auf die
Monastrell-Traube. Doch inzwischen hat sich die Mode in beiden Ländern
gewandelt, und die Weinwirtschaft sah sich gezwungen, auf andere Rebsorten
überzugehen.
Kennt man die prinzipiellen Eigenschaften von Mourvèdre, so versteht man
die Weinliebhaber aus der Provence besser als die aus Australien oder
Kalifornien. Denn Mouvèdre weist eine außerordentliche aromatische Vielfalt auf
und ihr Tannin ist von Qualität. Es ist wahr, dass sie in ihrer Jugend eher
etwas bitter schmeckt, denn ihr fruchtiger Geschmack entwickelt sich erst mit
den Jahren. Dafür altert sie aber hervorragend, und alle Weine, in deren Cuvée
sie eintritt, können lange gelagert werden. So ist es auch kein Wunder, dass sie
selbst für so bekannte Weine wie Châteauneuf-du-Pape verwendet wird.
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