Freitag, 18. Oktober 2013

Biowein aus dem Languedoc - ein neues Gesundheitsbewusstsein

Kein Wein für Außenseiter: Biowein wird "salonfähig" im Languedoc


Bisher hatte Biowein im Languedoc etwas mit Außenseitern zu tun, mit Gesundheitsaposteln, wie böse Zungen sagten, mit Leuten, die den "echten" guten Wein nicht zu schätzen wussten... Doch plötzlich hat sich die Stimmung gewandelt. Die ersten, die an ihre Gesundheit dachten, das waren die Winzer. Und dann kamen die Verbraucher nach...

Im Moment ist es noch die Provence, die den meisten Biowein von Frankreich erzeugt - auch wenn es sich dabei vorwiegend um Sandwein, den Vin des Sables, handelt, dessen natürliches Umfeld Insekten automatisch abhält. Diese besondere Eigenschaft des Sandes, in dem der Sandwein wächst, rettete den Wein zu Anfang des letzten Jahrhunderts vor der grausamen Ausrottung durch die Phylloxera.

Doch was relativ neu ist: das Languedoc-Roussillon steht jetzt an zweiter Stelle der Biowein erzeugenden Regionen in Frankreich. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass diese plötzliche Neigung zum Biowein im Zuge des Strebens nach Gesundheit zu sehen ist - man sucht gesündere Nahrungsmittel, jedoch ohne auf geschmackliche Qualität verzichten zu wollen.

Und geschmackliche Qualität ist beim Wein wohl eine der wichtigsten Tugenden... eine Tugend, die man in Frankreich dem biologischen Anbau nicht unbedingt zutraute. Deshalb, so heißt es, haben so manche große Weingüter über Jahrzehnte hinweg schon biologischen Weinbau gepflegt, ohne es der Öffentlichkeit zu "verraten" - eben um ihrem Wein nicht das Vorurteil eines schlechten Geschmackes durch biologische Verarbeitung anhaften zu lassen.

Der Hauptgrund, warum viele Winzer schon immer auf Bio setzten war ihr eigenes gesundheitliches Risiko. Schon in den 80er Jahren war es bekannt, dass der Weinbau gewisse Berufskrankheiten mit sich brachte, die durch die starke Anwendung von Pestiziden ausgelöst wurde. Der Winzer, der mehrmals jährlich in Berührung mit diesen Giften ist, kann nicht verhindern, sie einzuatmen.

Doch inzwischen hat auch der französische Verbraucher verstanden, dass der Biowein nicht nur gesünder ist, sondern genauso gut schmeckt. Immer mehr Preise, die keinen Unterschied zwischen biologisch und "klassisch" angebautem und bearbeiteten Wein machen, gehen an Bioweine, und die internationale Fachpresse preist die Qualität und die Langlebigkeit von Weinen, die jetzt offen zugeben, aus biologischer Quelle zu stammen.

Was den Biowein jedoch noch attraktiver macht, dass sind gesundheitliche Informationen, die langsam immer mehr in der Populärpresse durchsickern. So verbreiteten schon mehrere Frauenzeitschriften und -sites, dass der biologische Wein besser zu ertragen sei, weil er zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit enthielte - das gilt für Weißwein und Rosé, aber noch mehr für biologischen Rotwein. Mit anderen Worten: die Wahrscheinlichkeit, nach dem Weingenuss unter Kopfschmerzen zu leiden, ist deutlich geringer.

Ein Vorwurf, den man dem Biowein machte, ist auch seit kurzem behoben: der biologische Weinbau war zwar seit Anfang der 90er Jahre geregelt, aber die Verarbeitung des Weines blieb frei. So musste ein Biowein zwar aus einem biologischen Anbau stammen, doch später konnte der Winzer theoretisch zusetzen, was immer er wollte. Seit 2012 unterliegt jedoch auch die Weinverarbeitung strengen Regeln, und um das biologische Label zu erhalten, muss ein Winzer sich beiden Teilen der Verordnungen unterwerfen.

Die "biologische Weinlandschaft" des Languedoc wird vor allem von Jungwinzern beherrscht, die das Weinmachen zur Philosophie erklärt haben, die in enger Verbindung mit dem Boden und der Natur steht.
Copyright: Sandra Winters

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